Pressestimmen
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Operettenhit an Operettenhit
August 2013Die Solisten des Abends vor Beginn des Konzerts beim "Foto-Shooting": Anne Dietzmann, Patrick Rohbeck, Marleen Mausch und Nils Stäfe (v.l.).
Foto: Frank SchmidtTraditionelle Gala im restlos ausverkauften Festsaal mit neuem "Personal"
Altenburg. Das Musikfestival hat für die Operetten-Gala sein "Personal" ausgewechselt. Es kam in diesem Jahr nicht wie üblich aus Leipzig, sondern aus Weimar von der dortigen Musikhochschule. Qualitätsgründe waren dafür sicher nicht ausschlaggebend. Wann entscheidet sich einfach mal für ein anderes Angebot. Denn geändert hat sich nichts. Die Besetzung des Orchesters Franze'L. ist identisch mit der vom Leipziger Orchester Cappuccino und es gibt vier Sängerinnen und Sänger. Antje Arpe begann wieder ihre Begrüßungstätigkeit. Es würde dem Festival etwas fehlen, wäre sie nicht da.
Und die ehemalige Schauspielerin stellte die Frage, warum das Publikum hier so verrückt nach Operette ist. Diese Veranstaltung ist immer zuerst ausverkauft und diesmal wahrlich wieder bis auf den allerletzten Platz. Und sie findet die Antwort in der Musik. Das Programm mit dem Titel "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht nicht" gibt ihr recht, denn das war ein wahrer Melodien-Rausch.
In ihm folgt -fein abgestimmt- Operettenhit auf Operettenhit, beginnend mit Léhars Walzer Gold und Silber und endend mit Liedern aus seiner Lustigen Witwe. Und dazwischen fast alle Großen Operettengeschichte. Auch wenn man alle Stücke kennt und sie mitsingen könnte, man hört sie immer wieder gern. Zumal in einer Gala im Ambiente des Festsaals und so geschmackvoll serviert wie von dem kleinen Orchester unter der Leitung von Mario Hartmuth und den Sopranistinnen Marleen Mauch, Anne Dietzmann und den Baritonen Niels Stäfe und Patrick Rohbeck.
Da fehlt eigentlich nur ein Tenor, denn wo viel Operette ist, sollte auch ein Tenor sein. Das konnte man am Sonntagabend verschmerzen, denn Patrick Rohbeck ist ein gestandener und routinierter Bühnenfuchs mit einem angenehmen kräftigen Bariton und ausgestattet mit allen Entertainerqualitäten, die ein guter Moderator braucht: charmant, sprachlich gewandt, geistreich und witzig, schauspielerisch geschult. Wie er gleich am Anfang mit dem Lied "Dunkelrote Rosen" aus dem Bettelstudent allen Damen in der ersten Reihe eine solche überreichte, zeigte den großen Charmeur, der die Bühne beherrscht.
Dahin wollen die anderen jungen Künstler noch kommen, die alle drei eine solide Ausbildung vorweisen konnten und im ersten Teil doch einige Zeit brauchen, um sich "freisingen" zu können. Das war dann im zweiten Teil der Fall, der die Qualität einer großen Gala bekam. Da zeigten sie, was sie wirklich können, wie Marleen Mauch in dem Lied "Ich schenk mein Herz" aus der Dubarry, Nils Stäfe als Analphabet, aber guter Schweinezüchter und Anne Dietzmann mit einer reifen Interpretation des Vilja-Liedes aus der Lustigen Witwe.
Da auch die Musiker ihre Orchesterstücke exzellent zu Gehör brachten, gab es viel, viel Beifall am Ende und eine Zugabe mit dem Duett "Josef, ach Josef, wie bist du so keusch" aus Leo Falls Madame Pompadour. In diesem Verführungs- und Entkleidungsduett wirft sich die vorher manchmal etwas gehemmt wirkende Anna Dietzmann auf den Patrick Rohbeck und reißt ihm ganz ungehemmt das Hemd vom Leibe - zum Gaudi des Publikums. Der Radetzky-Marsch als obligatorischer Rausschmeißer besiegelte das Konzert.Quelle: Manfred Hainich/ ovz